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Wenn Worte fehlen – Bilder der Seele

Kunsttherapie bietet die u.a. die Chance, Gedanken, Gefühle, Ängste, Träume und Fantasien zum Ausdruck zu bringen, wo Worte allein nicht mehr ausreichen, um sich mitzuteilen.

 

Wie kann dies nun gelingen? Erlauben Sie mir zuvor Ihnen zwei Bilder zu zeigen, die Sie vielleicht schon kennen: „Was sehen Sie auf diesen Abbildungen?"

 

 

Diese sogenannten Kippbilder beinhalten zwei Darstellungen. Nun ist es so, dass wir jeweils nur eine Darstellung betrachten bzw. sehen können und erst in der Folge wird die 2. Darstellung deutlich.

Ich kann nicht beide Darstellungen auf einmal sehen. Entweder sehe ich die eine oder die andere. Was bedeutet dies für unsere Arbeit in der Kunsttherapie?

 

Erlauben Sie mir an dieser Stelle einen weiteren kleinen Schlenker bevor wir zu den Antworten kommen:

Stellen Sie sich bitte einmal vor: Ein Mensch bekommt die Diagnose Krebs. Und plötzlich ist nichts mehr wie es vorher war. Vieles bekommt eine andere Bedeutung, Fragen über Fragen stellen sich ein, Unsicherheiten, Ängste tauchen auf – und alles ist fokussiert auf die Diagnose KREBS. Vieles, das vorher unser Leben ausgemacht hat, sehen wir gar nicht mehr – wird bedeutungslos? Der Blick ist fokussiert auf die Erkrankung, auf die medizinischen Therapien, auf die Veränderungen im Leben, auf die Familie, auf das Umfeld eventuell im Zusammenhang mit der Arbeitsstelle, den sozialen Kontakten u.v.a.m.

 

Nun kommt die Kunsttherapie ins Spiel:  In der Kunsttherapie bekommen Sie die Möglichkeit, Ihre Gefühle, Ihre Befindlichkeit in Farbe auszudrücken.

 

Bild eines Patienten
Bild eines Patienten

 

Und die Kunsttherapeutin ermutigt Sie, dieses kleine „bedrohte“ ICH einmal als großes zu malen.

 

 

Verbunden mit der Frage: „Was gehört dazu, dass Sie sich wieder größer fühlen und sehen?“ Und aus der sich ergebenen Antwort malen Sie die Erkenntnis, dass Sie z. B. nicht alleine sind:

 

Bild einer Patientin in der Erkenntnis, dass viele helfende Hände da sind.
Bild einer Patientin in der Erkenntnis, dass viele helfende Hände da sind.

 

Und weiter erkennt die Patientin, dass, obwohl der Weg steinig sein oder werden kann, es auch noch Licht in ihrem Leben gibt.

 

 

D. h. die anfängliche Fokussierung und Fixierung auf die Diagnose Krebs bekommt weitere Aspekte, Dimensionen, Raum für Möglichkeiten, Motivationen und ressourcenorientiertes Arbeiten. D. h. die kreativen Gestaltungsprozesse ermöglichen einen Perspektivwechsel.

 

Zusammenfassung

Gabriele Harmes-Rönchen, Gestalt- und Kunsttherapeutin, Psychoonkologin
Gabriele Harmes-Rönchen, Gestalt- und Kunsttherapeutin, Psychoonkologin

Das bildhafte Denken ist Ausdrucksform unseres Unbewussten.

Es kann uns besonders in Krisen- und Konfliktsituationen tiefe Aussagen über die eigene Lebenssituation vermitteln.

 

Diese „inneren Bilder“ können Lösungsansätze aufzeigen und Auswege aus scheinbar ausweglosen Situationen anbieten. Denn dieses Sichtbarwerden im kreativen Ausdruck gibt die Möglichkeit, das Erlebte, das Erfahrene zum Ausdruck zu bringen was zuvor als Eindruck in uns ist.

 

Und diese Eindrücke zum Ausdruck zu bringen erlaubt eine Form des Verarbeitens, des Sichtbarwerdens, des Perspektivwechsels.

 

 

Sehen Sie zum Abschluss noch einmal vier Bilder – die wie ich meine, für sich sprechen.

 

Einsturz
Einsturz
Turbulenzen
Turbulenzen
Durchbruch
Durchbruch
Die Welt der Farben
Die Welt der Farben