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Fatigue

Foto: pixabay
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Viele Krebspatienten leiden im Laufe ihrer Erkrankung unter völliger körperlicher, emotionaler oder geistiger Erschöpfung. Sie sind dann antriebslos, anhaltend müde und kraftlos, leiden unter Konzentrationsschwäche und Gedächtnisproblemen.

 

Viel Schlaf und lange Erholungsphasen können diesen Zustand nicht ändern. Er hält wochenlang an und erschwert den Alltag zusätzlich.

 

Die gute Nachricht der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG): In den meisten Fällen ist es möglich, mit der sogenannten tumorbedingten Fatigue zurechtzukommen.

Wie Fatique entsteht

Fatigue gilt als eine multifaktorielle Erkrankung. Das bedeutet, dass in der Regel mehrere Ursachen dazu beitragen.

 

Tumor
Der Tumor selbst, aber auch die Therapien (Chemo- und Strahlentherapie) greifen in Stoffwechselprozesse und hormonelle Regelkreise ein und schaffen damit die Voraussetzungen für die Entstehung von Fatigue.

 

Anämie
Diese Therapien greifen meist nicht nur Krebsgewebe an, sondern schädigen auch gesunde Zellen. Oft wird die Zusammensetzung des Blutes verändert, es kommt zu einem Mangel an gesunden Blutzellen mit einer verminderten Abwehrbereitschaft des Körpers, erhöhten Blutungsneigung und Blutarmut (Anämie).

 

Infolge einer Anämie wiederum werden die Organe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Das schwächt den Organismus. Anämie gilt deshalb als einer der möglichen Auslöser beim Fatigue-Syndrom.

 

Weitere Faktoren:

  • erbliche Veranlagung,
  • begleitende körperliche oder psychische Erkrankungen,
  • Mangelernährung,
  • Hormonstörungen,
  • Schlafprobleme,
  • Medikamentennebenwirkungen und
  • psychische Folgen der Krebsdiagnose.

Häufigkeit

Alle Krebstherapien sind für den Körper und die Seele sehr belastend. Während oder kurz nach einer Therapie leiden laut DKG bis zu 90 Prozent der Patienten zwischenzeitlich unter Fatigue-Beschwerden.

 

Chronisch wird eine Fatigue, wenn die Beschwerden über Monate oder Jahre anhalten oder später erneut auftreten. Man schätzt, dass hiervon 20 bis 50 Prozent der Patienten betroffen sind.

 

Eine Vorhersage, ob ein Erschöpfungssyndrom anhalten wird oder nicht, ist nicht möglich.

Allerdings sind nicht alle Tumorpatienten gleichermaßen gefährdet: Besonders oft tritt sie bei Leukämien, Lymphomen und metastasiertem Brustkrebs auf.

Wie Fatique sich äußert

Das Erscheinungsbild krebsbedingter Fatigue ist sehr variabel. Körperliche und emotionale bzw. geistige Probleme können gemeinsam oder einzeln auftreten.

 

Typische Anzeichen sind:

  • reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit,
  • vermehrtes Schlafbedürfnis, das sich nicht befriedigen lässt,
  • anhaltendes Müdigkeitsgefühl, auch tagsüber,
  • Gefühl schwerer Gliedmaßen,
  • Motivations- und Antriebsmangel,
  • nachlassendes Interesse,
  • Traurigkeit,
  • Ängste,
  • Konzentrationsstörungen,
  • erhöhte Ablenkbarkeit sowie
  • Wortfindungsstörungen.

Was bei Fatique hilft

So vielschichtig die Ursachen für Fatigue sind, so zahlreich sind auch die Behandlungsansätze. Am Anfang stehen Aufklärung und Sensibilisierung von Patienten und Familie.

 

Liegt eine Anämie vor, kann durch eine entsprechende Therapie die Blutbildung angeregt werden. Häufig muss bei den Nebenwirkungen der Therapien angesetzt werden, weil die Kraft, die zu deren Bewältigung benötigt wird, im Alltag fehlt.

 

Daneben sind körperliche Bewegung und Psychotherapie Bestandteile der Therapie von Fatigue. In der Psychotherapie stehen vor allem Aufklärung, Verhaltensänderung, Konfliktverarbeitung und die Behandlung von Schlafstörungen im Vordergrund.

Bewegung

Mit Sport lässt sich Fatigue in vielen Fällen vorbeugen oder bereits vorhandene Erschöpfungssymptome lassen sich reduzieren. Durch Bewegungstraining werden Kondition und Muskelmasse erhalten bzw. aufgebaut.

 

Ideal sind Ausdauersportarten wie zügiges Gehen, Joggen, Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking oder Rudern. Auch Yoga, Tanzen oder moderates, angeleitetes Krafttraining können helfen.

 

Allerdings fällt es Krebspatienten verständlicherweise oft schwer, sich mit den angeschlagenen Kraftreserven zu einer Joggingrunde zu überwinden.

 

Die DKG empfiehlt daher:

  • Sich nicht nur gezielt sportlich zu betätigen, sondern Bewegung in den Alltag zu integrieren: Die Treppe statt des Aufzugs zu nehmen oder eine Haltestelle früher auszusteigen. Zu Anfang halten die kleinen Dinge aktiv und ermöglichen später ein darauf aufbauendes Ausdauertraining.
  • Überanstrengung sollte bei der sportlichen Betätigung unbedingt vermieden werden, da dadurch die Fatigue weiter verstärkt werden kann.
  • Die Trainingseinheiten sollten behutsam ausgebaut und ihr Umfang und ihre Häufigkeit langsam und in kleinen Schritten gesteigert werden. Ob die Intensität des Trainings angenehm war, lässt sich am besten nach dem Sport beurteilen. Währenddessen sollte man nicht davor zurückschrecken sich anzustrengen, sondern das Gefühl der Anstrengung zulassen.
  • Beim Versuch, die Erschöpfung mit Sport zu überwinden ist allerdings auch Vorsicht geboten: Sport kann wie ein Medikament überdosiert werden kann. Die Krankheitssituation und der allgemeine körperliche Zustand dürfen nicht aus den Augen verloren werden.

Alltag bewältigen

 

Fatigue-Tagebuch
Für Fatigue-Patienten ist es wichtig, mit den vorhandenen Kraftreserven sorgsam umzugehen. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Tätigkeiten mit wie viel Kraftaufwand möglich sind, kann ein Fatigue-Tagebuch nützlich sein. Hierin können der Tagesablauf sowie das jeweilige körperliche und seelische Befinden dokumentiert werden. Das soll dabei helfen, sich den Tag und die Kraft besser einzuteilen. Wichtige Dinge können z. B. auf Zeiten verlegt werden, in denen sich der Patient fitter fühlt.

 

Die DKG empfiehlt außerdem, die Aktivitäten allmählich behutsam zu steigern. Übermäßige Schonung, so der aktuelle wissenschaftliche Stand, hat keinen positiven Effekt auf die Fatigue-Symptome.

Angehörige

Für betroffene Patienten ist es oft schwer, einem Außenstehenden die empfundene Erschöpfung begreiflich zu machen, insbesondere wenn die Krebstherapie überstanden ist.

 

Neben zugewandtem Verhalten und Gesprächsbereitschaft hilft ihnen oft tatkräftige Unterstützung – auch wenn sie selber nicht ausdrücklich darum bitten.

     

Wichtig ist es vor allem, die Beschwerden des Patienten zu akzeptieren und Rücksicht zu nehmen.


Beratungsstellen

Wenn Angehörige sich mit der Situation überfordert fühlen, sollten sie sich nicht scheuen, über Familien-, Krebs- oder Paarberatungsstellen professionelle Hilfe zu holen. Eine gemeinsame Bewältigung der Belastungen kann die Rückkehr in einen halbwegs normalen Alltag erleichtern.

 

In dieser Situation bieten wir Beratung und Unterstützung an, oder vermitteln Kontakte zu Selbsthilfegruppen und anderen Ansprechpartnern. Wir beraten unabhängig, kostenlos und vertraulich, auf Wunsch auch anonym und telefonisch.